DIW: Rekordpreise an der Strombörse bringen Photovoltaik- und Windkraft-Betreibern Mehrerlöse in Milliardenhöhe

Die Berliner Forscher haben verglichen, welche Mehrkosten das Modell der gleitenden Marktprämie den Stromverbrauchern im Vergleich zu Differenzverträgen verursacht – 2021 waren es insgesamt 1,7 Milliarden Euro. Sie sehen die Risiken im bestehenden System ungerecht verteilt.

Das Modell der gleitenden Marktprämie sieht vor, dass bei niedrigen Börsenpreisen fehlende Erlöse bis zu einem anlagenspezifischen Mindestpreis, dem so genannten anzulegenden Wert, aus dem EEG-Konto und damit von den Stromkunden und aus dem Staatshaushalt beglichen werden. Wenn die Börsenpreise den anzulegenden Wert überschreiten, wird keine Marktprämie ausgezahlt. Dafür können die Anlagenbetreiber den erzielten Erlös komplett behalten. In diesem Fall wird das EEG-Konto nicht belastet. Zahlen müssen die Stromverbraucher aber trotzdem: Wegen der hohen Großhandelspreise steigt ihre Rechnung.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin hält dies für ungerecht – Gewinne würden privatisiert, Verluste vergesellschaftet. Sie plädieren in einer neuen Veröffentlichung dafür, das System bei Neuanlagen auf Differenzverträge umzustellen, um nicht nur die Anlagenbetreiber, sondern auch die Verbraucher gegen Strompreisrisiken abzusichern.

Wenn die Börsenpreise unter dem anzulegenden Wert liegen, funktionieren Differenzverträge genauso wie das Modell der gleitenden Marktprämie. Liegen die Preise jedoch darüber, muss der Anlagenbetreiber die überschüssigen Erlöse an das EEG-Konto abführen. Damit kämen sie den Verbrauchern zugute, was in der Folge einen durch hohe Börsenpreise bedingten Anstieg der Strompreise abmildern würde.

Differenzverträge würden zudem für bessere Finanzierungsbedingungen bei Erneuerbare-Anlagen sorgen, argumentieren die DIW-Forscher Jörn Richstein, Frederik Lettow und Karsten Neuhoff. Während Investoren heute auf volatile Strompreise wetten müssen, um in Ausschreibungen erfolgreich zu sein, gäben Differenzverträge Erlös-Sicherheit. Damit würde es günstiger, Fremdkapital aufzunehmen, so die Berliner Forscher weiter.

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Quelle: https://www.pv-magazine.de