Interview: Giso Hahn ist Professor an der Universität Konstanz und einer der führenden Experten, wenn es um die lichtinduzierte Degradation von Solarmodulen geht. Seine Arbeitsgruppe hatte bereits vor Jahren Gegenmaßnahmen gegen den Effekt bei der monokristallinen Standardtechnologie entwickelt. Jetzt ist Perc dran.
Es gibt viele unterschiedliche Behauptungen zu lichtinduzierter Degradation (LID) und Degradation induziert durch Licht und erhöhte Temperatur (LeTID). Die einen sagen, diese lichtinduzierte Anfangsdegradation könne bis zu zehn Prozent betragen. Die Modulhersteller beruhigen gerne und sagen, sie hätten die Degradation im Griff und könnten sie auf ein bis 1,5 Prozent begrenzen. Was ist der Worst Case?
Der Worst Case ist, wenn beide Effekte unbehandelt vorliegen. Die Bor-Sauerstoff-LID kann bei Perc-Zellen im Worst Case allein schon fünf Prozent relativ ausmachen.
… relativ, das heißt, man würde fünf Prozent der prognostizierten Einnahmen verlieren …
Zumindest in dem Zeitraum, in dem die maximale Degradation auftritt. Und dann kommt LeTID noch dazu. Der LeTID-Effekt kann sogar noch stärker sein. Im Maximalfall können Zellen durch LeTID wirklich bis zu zehn Prozent relativ degradieren. Das haben wir schon gesehen.
Das heißt, insgesamt 15 Prozent relativ? Wenn ich ein Modul mit 20 Prozent Wirkungsgrad habe, bleiben noch 17 Prozent übrig?
Wenn beide Degradationseffekte ihre Maximalwirkung zum gleichen Zeitpunkt entfalten würden, wäre das richtig. Allerdings tritt Bor-Sauerstoff-LID vor allem in monokristallinem Cz-Material auf, während LeTID stärker in multikristallinem Material auftritt, so dass es wohl eher nicht zu einer kompletten Addition der maximal möglichen Verluste kommt. Aber das ist die Spannbreite. Diese Maximaldegradation tritt jedoch nicht immer automatisch auf; selbst wenn man sich nicht aktiv um eine Vermeidungsstrategie bemüht. Es gibt viele Abhängigkeiten, die die Stärke dieser Effekte beeinflussen können.
Quelle: www.pv-magazine.de