Führt ambitionierte Klimaschutzpolitik in europäischen Energieregionen zu hoher Arbeitslosigkeit und sozialer Erosion? Verschafft der Kohleausstieg dort populistischen Bewegungen Auftrieb und schürt antidemokratische Ressentiments? Entwickeln diese Regionen geeignete Strategien im Umgang mit dem anstehenden Wandel ihrer kohlenstoffintensiven Wirtschaft?
Diese und weitere übergreifende Fragen wird das Wuppertal Institut mit 13 Projektpartnern innerhalb des neuen Forschungsprojekts CINTRAN bearbeiten. Die Forschenden wollen ein besseres Verständnis der Muster und Dynamiken von Transformationsprozessen schaffen, die mit der Dekarbonisierung Europas einhergehen, um anschließend konkrete Handlungsempfehlungen geben zu können.
Wuppertal, 13. Mai 2020: Bis 2050 soll Europa der erste klimaneutrale Kontinent werden. Um dieses Versprechen einzulösen, müssen die Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) ihre fossile Energiegewinnung beenden und ihre kohlenstoffintensive Wirtschaft umstrukturieren. Die Förderung fossiler Energieträger und deren Nutzung zur Stromproduktion und in der energieintensiven Industrie ist in Europa geographisch ungleich verteilt und konzentriert sich auf relativ wenige Regionen. Viele dieser Regionen sind bis heute ökonomisch fast komplett von fossilen Energieträgern abhängig. Die Umsetzung des europäischen Dekarbonisierungsziels erfordert gerade hier eine fundamentale Systemveränderung.
Bisher konzentriert sich die Forschung stark auf die direkten wirtschaftlichen Folgen des Umbaus beziehungsweise rein auf das Energiesystem und die Energieinfrastrukturen. In den zukünftig absehbaren beziehungsweise zum Teil auch bereits laufenden Übergangsprozessen ist jedoch mit weiteren unbeabsichtigten oder sogar unvorhergesehenen Nebenwirkungen zu rechnen. Einige Studien nehmen mit den Analysen der politischen, sozialen, demographischen und kulturellen Aspekte bereits die eher verdeckten Prozesse in den Blick, aber es fehlt bis heute an einem ganzheitlichen Verständnis. Eine der zentralen Fragen bezieht sich auf die Wechselwirkungen zwischen Dekarbonisierung von kohlenstoffintensiven Wirtschaftsregionen und Populismus, Migration und Geschlechterverhältnissen. Diese Forschungslücke wollen die Forschenden des Wuppertal Instituts zusammen mit 13 Verbundpartnern innerhalb des Projektes „Carbon Intensive Regions in Transition – Unravelling the Challenges of Structural Change“ – kurz CINTRAN – schließen. Dabei verfolgen sie einen integrierten sowie inter- und transdisziplinären Forschungsansatz.
Quelle: https://www.sonnenseite.com