Was ein Lieferstopp bei russischem Erdgas für Folgen in Deutschland hätte, gilt derzeit als die Millionen-Euro-Frage. Entsprechende Szenarien haben jetzt Energieexperten durchgespielt. Am meisten würde wohl ein warmer Winter helfen.
Über die Hälfte der Menschen hierzulande befürwortet laut einer ZDF-Umfrage einen Stopp der Erdgas- und Erdöl-Importe aus Russland, um die Finanzierung von Putins Militärmaschine zu stoppen – genau sind es 55 Prozent. Und zwar auch für den Fall, dass es dann zu Problemen bei der Gasversorgung kommt.
Energieexperten des Thinktanks Agora Energiewende und der Berliner Beratungsfirma Energy Brainpool haben jetzt unabhängig voneinander einmal durchgerechnet, ob und wie Deutschland ohne das russische Gas durch den Winter käme.
Agora Energiewende kommt in einer Kurzstudie zum Ergebnis: Deutschland könnte seinen Erdgasbedarf von etwas mehr als 900 Terawattstunden, der derzeit zu rund 55 Prozent aus Russland gedeckt wird, innerhalb der nächsten fünf Jahre um etwas mehr als ein Fünftel oder 200 Terawattstunden reduzieren. Eine Terawattstunde sind eine Milliarde Kilowattstunden.
Möglich würde diese Einsparung durch eine deutliche Steigerung der Energieeffizienz, den Ausbau der erneuerbaren Energien, die Umstellung von Heizungen auf Wärmepumpen sowie die Elektrifizierung von Herstellungsprozessen in der Industrie – alles in fünf Jahren, wohlgemerkt.
Für den Fall, dass die russischen Gasimporte gänzlich gestoppt werden, könnte sich Deutschland laut der Analyse zwar teilweise auf andere Erdgas-Lieferländer umstellen, es bliebe allerdings ein offener Ersatzbedarf von rund 290 Terawattstunden.
Quelle: https://www.sonnenseite.com